Teil 1: Immobilienerstkäufer - Wie bereiten Sie sich am besten vor?

Der Kauf einer Immobilie; im Alter mietfrei zu wohnen – nach wie vor der Traum der meisten Deutschen. Dieser Schritt ist ein bedeutender Meilenstein im Leben und erfordert sorgfältige Planung und Vorbereitung, besonders für Erstkäufer. Als Immobilienmaklerin habe ich schon viele Erstkäufer begleiten dürfen. Immer wieder fällt mir auf, dass mache Kunden nicht optimal vorbereitet sind und daher manchmal scheitern. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen einen umfassenden Leitfaden an die Hand geben, wie Sie sich als Immobilienerstkäufer optimal vorbereiten können. Ein erfolgreicher Immobilienkauf hängt von mehreren Faktoren ab, darunter Ihre finanzielle Situation, Ihre Bedürfnisse und Wünsche sowie die Fähigkeit, fundierte Entscheidungen zu treffen.

1. Kenne deinen finanziellen Spielraum

Der erste und der vielleicht wichtigste Schritt beim Kauf einer Immobilie ist es, ein klares Bild Ihrer finanziellen Situation zu haben. Dies umfasst sowohl Ihre aktuellen Finanzen als auch Ihre langfristigen finanziellen Ziele und Verpflichtungen.

Analyse Ihrer finanziellen Situation

Beginnen Sie mit einer detaillierten Analyse Ihrer Einnahmen und Ausgaben. Stellen Sie sicher, dass Sie alle regelmäßigen Einkünfte, wie Gehälter, Boni und andere Einkommensquellen, berücksichtigen. Ebenso wichtig ist es, alle monatlichen Ausgaben, einschließlich Miete, Nebenkosten, Lebensmittel, Versicherungen, Kredite und sonstige Verpflichtungen, aufzulisten.

Eigenkapital und Ersparnisse

Eigenkapital ist der Betrag, den Sie als Anzahlung auf die Immobilie leisten können. In der Regel sollten Sie mindestens 20% des Kaufpreises als Eigenkapital einplanen. Prüfen Sie Ihre Ersparnisse und andere mögliche Finanzierungsquellen, wie beispielsweise Unterstützung von Familienmitgliedern oder Förderprogramme.

Kreditwürdigkeit und Finanzierungsmöglichkeiten

Ihre Kreditwürdigkeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Beantragung einer Hypothek. Holen Sie eine aktuelle Schufa-Auskunft ein, um Ihre Kreditwürdigkeit zu überprüfen. Eine gute Kreditwürdigkeit erhöht Ihre Chancen auf günstige Kreditkonditionen.

Vergleichen Sie verschiedene Hypothekenangebote und Zinssätze. Es kann hilfreich sein, sich von einem Finanzberater oder einem Hypothekenmakler beraten zu lassen, um die besten Optionen für Ihre Situation zu finden.

Monatliche Belastungen kalkulieren

Berechnen Sie die monatlichen Kosten, die mit dem Besitz einer Immobilie verbunden sind. Neben den Hypothekenraten sollten Sie auch Betriebskosten, Grundsteuern, Versicherungen und Instandhaltungskosten berücksichtigen. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass diese monatlichen Belastungen in Ihr Budget passen.

Finanzielle Beratung in Anspruch nehmen

Bevor Sie überhaupt anfangen, nach Häusern zu suchen, ist es ratsam, sich mit Ihrem Bankberater zusammenzusetzen und Ihren finanziellen Spielraum festzulegen. Ihr Bankberater kann Ihnen helfen, eine realistische Einschätzung Ihrer Kreditwürdigkeit und Ihrer finanziellen Möglichkeiten zu erhalten. Dies erspart Ihnen viel Zeit und Frustration, da Sie so von Anfang an wissen, welche Preisklasse für Sie realistisch ist. Es nützt ja nichts, sich Häuser außerhalb Ihrer Möglichkeiten anzuschauen.

2. Wissen, was Sie wollen

Der nächste Schritt besteht darin, genau zu wissen, was Sie wollen. Dies umfasst die Art der Immobilie, den Standort und Ihre langfristigen Ziele.

Arten von Immobilien

Es gibt verschiedene Arten von Immobilien, darunter Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Eigentumswohnungen und Reihenhäuser. Überlegen Sie, welche Art von Immobilie am besten zu Ihren Bedürfnissen und Ihrem Lebensstil passt. Ein Einfamilienhaus bietet mehr Privatsphäre und Platz, erfordert jedoch auch mehr Instandhaltung. Eigentumswohnungen sind pflegeleichter, aber mit gemeinschaftlichen Regeln und Gebühren verbunden.

Standortanalyse

Der Standort ist einer der wichtigsten Faktoren beim Immobilienkauf. Überlegen Sie, welche Lage Ihren Bedürfnissen entspricht. Berücksichtigen Sie Aspekte wie die Nähe zu Arbeitsplätzen, Schulen, öffentlichen Verkehrsmitteln, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitaktivitäten. Ein guter Standort kann den Wert Ihrer Immobilie langfristig steigern.

Zukunftsplanung

Denken Sie langfristig. Planen Sie, in der Immobilie für viele Jahre zu wohnen oder sehen Sie sie als eine kurzfristige Investition? Überlegen Sie, wie sich Ihre Lebensumstände in den nächsten Jahren ändern könnten, zum Beispiel durch Familienplanung oder berufliche Veränderungen. Eine Immobilie sollte Ihren zukünftigen Bedürfnissen gerecht werden.

3. Treffen Sie eine Entscheidung

Nachdem Sie Ihre Finanzen geklärt und Ihre Bedürfnisse und Wünsche definiert haben, ist es Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Dies erfordert eine sorgfältige Bewertung aller Optionen und möglicherweise auch den Rat von Fachleuten.

Immobiliensuche und Besichtigungen

Beginnen Sie mit der Suche nach passenden Immobilien. Nutzen Sie Online-Plattformen, Zeitungsanzeigen und das Netzwerk von Immobilienmaklern. Vereinbaren Sie Besichtigungstermine, um sich ein genaues Bild von den Immobilien zu machen. Achten Sie dabei auf den Zustand der Immobilie, die Raumaufteilung und auf den eventuellen Renovierungsbedarf. Nehmen Sie auch gerne immer eine unabhängige dritte Person mit – denn ein weiteres Augenpaar sieht mehr und achtet evtl. auf andere Dinge.

Bewertung und Verhandlung

Wenn Sie eine passende Immobilie gefunden haben, sprechen Sie offen mit Ihrem Makler bzw. überlegen Sie, wie viel Sie bereit sind für die Immobilie zu zahlen und welche Bedingungen Sie akzeptieren können. Ein guter Immobilienmakler weiß ziemlich genau, ob und in welcher Höhe der Kaufpreis verhandelbar ist.

Kaufvertrag und Finanzierung

Sobald Sie sich für eine Immobilie entschieden haben und Sie die Kaufzusage vom Immobilienmakler erhalten haben, bestimmen Sie das Notariat welches den Kaufvertragsentwurf erstellt. Sofern Sie noch gar keine Berührungspunkte mit einem Notar hatten, fragen Sie in Ihrem Familien- und Bekanntenkreis nach einer Empfehlung oder lassen sich von Ihrem Immobilienmakler einen Notar empfehlen. Die Notarkosten sind bundesweit einheitlich durch das Gerichts- und Notarkostengesetz geregelt und damit bei jedem Notar gleich. Sie können von ca. 1,5 % des Kaufpreises rechnen. Lesen Sie sich den Kaufvertragsentwurf durch und ich bin mir sehr sicher, dass Sie Fragen haben. Kein Erstkäufer alles versteht – deshalb mein Rat: Fragen Sie einfach nach! Ihr Immobilienmakler und auch das Notariat hilft Ihnen weiter.

Abschluss des Kaufs

Der letzte Schritt ist die Unterzeichnung des Kaufvertrags, die in den Räumen des Notars stattfindet. Der Notar liest den gesamten Vertrag noch einmal vor und steht für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung. Sobald alle Parteien (Verkäufer, Käufer und der Notar) den Vertrag unterschrieben haben, ist der Kauf rechtskräftig abgeschlossen.

Ab diesem Zeitpunkt haben Sie offiziell eine Immobilie gekauft. Es ist wichtig zu beachten, dass ein Rücktritt von diesem Vertrag nicht möglich ist; die übliche 14-tägige Widerrufsfrist gilt hier nicht. Des Weiteren sind Sie ab diesem Zeitpunkt noch kein Eigentümer - bis dies der Fall ist, wird es mindestens noch ca, vier - sechs Wochen dauern.

Fazit

Der Kauf einer Immobilie ist eine bedeutende Investition und erfordert sorgfältige Planung und Vorbereitung. Indem Sie Ihre finanzielle Situation genau analysieren, Ihre Bedürfnisse und Wünsche klar definieren und fundierte Entscheidungen treffen, können Sie den Prozess erfolgreich meistern. Nehmen Sie sich die Zeit, sich gründlich vorzubereiten, und lassen Sie sich bei Bedarf von Fachleuten beraten. So können Sie sicherstellen, dass Sie die richtige Immobilie finden und eine solide Grundlage für Ihre Zukunft schaffen.

Im nächsten Blogbeitrag werde ich Ihnen gerne näherbringen, was nach diesem Prozess passiert – von der Vertragsunterzeichnung über die Schlüsselübergabe bis hin zur Eigentumsumschreibung.